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Demokratie in der Krise - wie wollen wir damit umgehen?



In den letzten Jahren und Tagen reiht sich Krise an Krise. Die Coronazeit, der Ukrainekrieg, der Nah-Ost-Konflikt, die tiefe Spaltung der Gesellschaft in den USA, Deutschland und vielen anderen Ländern. Als Verein beschäftigt uns, wie wir diesen Krisen begegnen, was wir daraus lernen und welche Schlüsse wir ziehen wollen. An dieser Stelle folgen persönliche Gedanken von verschiedenen Engagierten. Wir wünschen Ihnen viel Freude und hoffentlich noch mehr Erkenntnisse beim Lesen.


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Radikale Menschlichkeit als Zukunftsimpuls


von Roland Schulze-Schilddorf


Nach dem Wahlsieg Donald Trumps verwundert es nicht, dass viele von uns mit weit geöffneten Augen kopfschüttelnd in eine Leere starren und wir uns überwältigt und fassungslos einer Zukunft gegenübersehen, die uns droht zu nehmen, was uns so wertvoll ist: Menschlichkeit, Freiheit, Gleichheit, Solidarität, die Achtung vor der Würde eines jeden Menschen unabhängig von seinen geistigen, seelischen oder körperlichen Ausprägungen. All dies droht dahinzuschwinden mit den menschenverachtenden Programmen der Populisten, ob sie von rechts oder links angreifen.


In vielen von uns löst das Angst und Trauer, aber auch Erschöpfung, Macht- und Mutlosigkeit aus. Wir geraten in eine Opferrolle, ausgeliefert dem Weltgeschehen. – Wie können wir aus dieser Rolle herausfinden? Ein erster Affekt kann Wut sein, mit der wir – unbewusst – wieder handlungsfähig zu werden hoffen. Die Wirkung von Wut ist uns allen bekannt: Sie führt zu Zerstörung, zu Gegenwut und Ablehnung und nur in den seltensten Fällen zu etwas Aufbauendem, Konstruktivem. In der Wut bin ich in der Reaktion und gebe mich so in Abhängigkeit von den Vorkommnissen. Im Grunde ist sie aktive Ohnmacht.


Der Wut würde ich gerne den Mut entgegenstellen. Dieser überkommt uns nicht, er will bewusst ergriffen werden. Ich befreie mich durch dieses aktive Ergreifen meiner Energie von der Beherrschung meiner selbst durch die demokratiefeindlichen Kräfte und durch die Gefühle, die diese in mir auslösen. In dieser Befreiung liegt der Keim für einen weiteren Schritt: das Gestalten von Zukunft aus Freiheit.


Wie aber kann ich zu Mut finden, wenn ich mich doch so schwach gegenüber der Welt erlebe? Es kann helfen, wenn ich Möglichkeiten entdecke, wie ich die menschengemäßen Werte, die wir seit der Aufklärung immer tiefer in uns verankert haben, wirksam erhalten, kultivieren und vertiefen kann. Das kann ich erreichen durch Aktionen zur anstehenden Bundestagswahl, durch ein mich Einmischen in verschiedene Diskurse, durch Kunstprojekte und natürlich auch durch Kundgebungen.


Ein weiterer Schritt wäre, den Mut aufzubringen, in den Kern von Menschlichkeit und Demokratie vorzustoßen. Dieser Kern hat sowohl persönliche als auch philosophische Aspekte. „Persönlich“ bedeutet hier, die Gefühle von Machtlosigkeit, Trauer und Angst wahrzunehmen und zuzulassen. Indem ich sie anerkenne, kann ich sie erlösen von dem in ihnen wohnenden Zwanghaften. Durch die Anerkennung verschwinden sie nicht, sondern sie werden zum Lieferanten von Energie für bewusst ergriffenen Handlungen. Da kann Mut entstehen. Philosophisch finden wir den Kern von Demokratie darin, wie wir die Begegnung von Menschen und die Wege der Entscheidungsfindung im politischen Raum gestalten. Hier erfordert es Mut, die Frage zuzulassen, ob unsere Demokratie vielleicht ein Update braucht, wenn immer mehr Menschen das Vertrauen in die vorhandenen demokratischen Strukturen verlieren. Und es braucht besonderen Mut, die demokratischen Gepflogenheiten, wie wir sie bei uns in der Bundesrepublik seit vielen Jahrzehnten, in anderen Ländern seit Jahrhunderten, aufgebaut haben, infrage zu stellen.


Selbstbestimmung


So ist es für uns selbstverständlich, dass wir politische Entscheidungen von Menschen treffen lassen, denen wir durch Wahl oder, wie bei den BürgerInnenräten, durch Zufall ein Mandat dafür erteilen, egal, ob diese Menschen Betroffene hinsichtlich der Fragestellung sind oder nicht. Damit geben wir aus funktionalen Gründen etwas aus der Hand, das den Werten der Aufklärung in hohem Maße entspricht: Die Selbstbestimmung. Die Selbstbestimmung verlangt, dass grundsätzlich die Betroffenen die Entscheidung über alles, was ihr Leben betrifft, selbst treffen. Man könnte jetzt meinen, das wäre ja gegeben bei Volksentscheiden, wie wir sie insbesondere aus der Schweiz kennen und wie sie auf kommunaler Ebene auch bei uns in Deutschland immer mehr Einzug halten. Das ist mitnichten der Fall. Denn es ist in diesen Fällen immer nur die Mehrheit, die über das eigene Leben entscheiden kann. Für die Minderheit trifft das nicht zu.


Freiheit


Im politischen Kontext haben wir einen Freiheitsbegriff entwickelt, der dem der Aufklärung nur in geringem Maße nachkommt. Bei Kant finden wir im Zusammenhang mit der Freiheit den Begriff der Pflicht. Für ihn bedeutete dieser etwas, das weniger das Bestimmende in sich trägt (wie wir ihn heute verstehen), sondern ein Ergreifen der vernünftigen Tat durch freie Einsicht. Corine Peluchon wiederum bringt das Menschsein in Verbindung mit dem Begriff der Verantwortung. Nach ihr wird der Mensch zum Menschen, indem er Verantwortung übernehmen kann. Einer Katze, die eine halbe Stunde mit einer Maus spielt, machen wir keinen Prozess, weil wir erkennen, dass sie nicht die Wahl hat – ihr Handeln ist rein instinktgesteuert. Verhält sich jedoch ein Mensch in dieser Art, wird es zur Tierquälerei, was strafbar ist. Findet es aus einem Zwang heraus statt, sehen wir, dass der Mensch krank ist und Hilfe braucht. Verantwortung für sein Handeln können wir dem Menschen nur dadurch geben, dass er die Freiheit der Wahl hat. Und Freiheit können wir ihm nur geben, wenn er Verantwortung übernehmen kann. Wir können Freiheit und Verantwortung nicht voneinander trennen. Diese Trennung findet jedoch in unseren Demokratien statt. Ich habe die freie Wahl von Parteien, Machthabenden oder bei Volksabstimmungen zwischen „Ja“ oder „Nein“, die Verantwortung für die Folgen meiner Wahl brauche ich nicht zu übernehmen. So kann ich bei einer Volksabstimmung gegen ein geplantes Windrad stimmen, ohne mich verantwortlich zu fühlen für eine Alternative bei der Energiegewinnung in Anbetracht der drohenden Klimakatastrophe. Wenn eine von mir gewählte Amtsinhaberin im Laufe ihrer Amtszeit eine Entscheidung trifft, die nicht meiner Auffassung entspricht, so brauche ich mich nur davon zu distanzieren und meine Enttäuschung zu formulieren – und schon habe ich die Verantwortung abgegeben. Mit der Meinungsfreiheit verhält es sich ebenso: Meine frei geäußerte Meinung hat zumeist keine Wirkung. Ich kann also alles mögliche Sagen, ohne dass ich die Verantwortung dafür übernehmen muss, selbst, wenn meine Äußerung dann doch einmal in die Tat umgesetzt werden wird. So kann ich fordern, auf Menschen, die „illegal“ in unser Land kommen, zu schießen. Wenn es dann tatsächlich durchgeführt würde, wäre die Person, die geschossen hat, für den Tod der Menschen verantwortlich, und nicht die Person, die vielleicht Jahre zuvor davon fabulierte. Um also dem Anspruch von menschlicher Freiheit nachzukommen, braucht es eine politische Form, in der Freiheit immer an Verantwortung und Verantwortung immer an Freiheit gebunden ist.


Konsens


Wir haben in unserer Demokratie als politisches Ideal herausgeschält, dass es erforderlich ist, bei unterschiedlichen Interessen und Haltungen einen Kompromiss zu finden. Das heißt dann konkret, jede Partei gibt etwas von ihrer Position auf, versucht jedoch, dieses so gering wie nur möglich zu halten. In den Verhandlungen bin ich also darauf bedacht, möglichst viele Aspekte meiner Interessen erhalten zu können. Meine Aufmerksamkeit und Energie sind also auf meinen eigenen Blick auf die Welt gerichtet. Man könnte nun argumentieren, genau hier wäre das Prinzip der Selbstbestimmung verwirklicht. Dabei ist es doch so, dass ich den Anteil, den ich bei der Kompromissfindung abgeben muss, nicht verwirklichen kann. Es ist also nur eine partielle Verwirklichung der eigenen Interessen, oft als Verwässerung der eigentlich Not wendenden Beschlüsse erlebbar (siehe Klimawandel). Wenn wir in unserer politischen Kultur den Kompromiss durch Konsens ersetzen, können wir den Werten von Selbstbestimmung, Freiheit und Verantwortung in vollem Umfang nachkommen. Im Konsens sind die Bedürfnisse aller Beteiligten enthalten. Alle werden zu 100% ermächtigt, niemand wird Macht genommen, denn wenn auch nur eine Person noch nicht mit den anderen mitgehen kann, haben wir noch keinen Konsens und die Sache ist nicht beschlossen. Niemand muss fürchten, dass sie oder er übersehen wird, dass man am Ende leer ausgeht.


Wie können wir denn einen Konsens erreichen, wo wir doch alle so unterschiedlich „gestrickt“ sind? Hier ist es hilfreich, bei einem Entscheidungsprozess nicht von den Meinungen, Interessen oder Wünschen der Beteiligten auszugehen, sondern von Bedürfnissen im Sinne Marshall B. Rosenbergs. Also vom „Hunger“ und „Durst“, und nicht von den „Spaghetti“ und dem „Rotwein“. Bedürfnisse in diesem Sinne bleiben in vollem Umfang bei mir, für sie trägt kein anderer Mensch Verantwortung. Meine Bedürfnisse wie die nach Sicherheit, Nahrung oder Liebe sind gleichzeitig universell, jede und jeder kennt sie. Dadurch lösen sie keine Abwehrhaltung anderer aus, sondern sie werden natürlicherweise respektiert. Es braucht also für die Konsensfindung den bunten Strauß von Bedürfnissen, die bezüglich der Fragestellung von den unterschiedlichen Menschen erlebt werden, um Ideen zu entwickeln, die all diese Bedürfnisse in sich tragen.


In einem weiteren Schritt wäre bei der Abwägung zwischen den Ideen wichtig, sie nicht, wie wir es eigentlich gewohnt sind, mit Vor- und Nachteilen zu belegen, sondern jeder Idee mit der Frage zu begegnen, welche Chancen in ihr stecken. Das erzeugt eine neue Perspektive bei allen Beteiligten. Und im Anschluss sprechen wir nicht von Gefahren oder Sorgen, denn damit können wir keine Zukunft gestalten, sondern von Aufgaben, die mit der jeweiligen Idee verbunden wären. An der Frage, wie resp. ob die Aufgaben zu lösen sind, zeigt sich die Realisierbarkeit der jeweiligen Idee. Wenn sich nun bei einem Stimmungsbild Menschen vermehrt zu einer der Ideen stellen, haben die anderen kein Veto ausgesprochen, wie wir es von manchen Konsensierungsprozessen her kennen. Auch mit einem Veto können wir nicht arbeiten. Vielmehr stellt sich doch die Frage: Was müsste noch bedacht werden, was wäre Bedingung für dich, dich dieser anderen Idee anzuschließen. Das zu integrieren macht eine Lösung nur besser.


Diese Art der Konsensfindung gelingt zuverlässig in Teams und privaten Gruppen. Es wäre eine neue Aufgabe, ein Vorgehen für gesellschaftliche und politische Entscheidungsprozesse zu entwickeln, das die hier genannten Prinzipien verfolgt.


Ein neuer Wurf


Wenn wir also in politischen Entscheidungsprozessen die Selbstbestimmung verwirklichen wollen, kann es helfen, wenn wir so vorgehen, dass die Betroffenen Beschlüsse aus Freiheit finden und gemeinsam verantworten, indem sie diesen Prozess auf der Bedürfnisebene gründen. Wenn der Rahmen nun so gegeben ist, dass nicht eine Mehrheit entscheidet, sondern ein Konsens gesucht wird, brauche ich als Beteiligte oder Beteiligter den Blick für die Bedürfnisse aller, um auch meine eigenen verwirklicht zu sehen. Meine Aufmerksamkeit wird also wach für meine Mitmenschen, meine Energie richtet sich nicht nur auf mein eigenes Ich, sondern auf „viele verschiedene Ichs“, die viel mehr sind als ein „Wir“.


So können wir Brücken bauen von Ich zu Ich, Brücken zwischen den starken Individualitäten, als die wir uns heute erleben. Wir erleben dann Menschen, die montags „Wir sind das Volk“ rufend durch die Straßen ziehen, nicht als Bedrohung, sondern wir beziehen sie in ihren Bedürfnissen nach Sicherheit, Identität, Selbstwirksamkeit – und was sonst alles dahinter liegen könnte – in die Vorgehensweise z. B. der Frage des Umgangs mit den Flüchtlingsströmen mit ein. Diese Menschen werden immun sein gegenüber Politikerinnen und Politikern, die ihnen vermitteln wollen, sie wären auf ihrer Seite gegen „die da oben“, denn sie werden nicht nur gehört, sondern sie können ihre Bedürfnisse in die Entscheidungsprozesse einbringen und es wird nichts entschieden, was diese nicht berücksichtigt. – Man stelle sich vor, wir würden Entscheidungen hinsichtlich der Klimapolitik dadurch finden, dass wir alle Betroffenen, also auch diejenigen, die irgendwo auf der Welt ihr Land verlieren werden und diejenigen, die erst 2050 geboren werden, einbeziehen in die Entscheidung, dann wären wir innerhalb kürzester Zeit bei Maßnahmen, die sehr wirkungsvoll wären und gleichzeitig die Unterstützung aller hätten.

Nun kann man einwenden, dass das ein schönes Ideal wäre, aber doch gar nicht realisierbar. Diese Haltung ist richtig aus der Prägung, wie wir sie auf politischer Ebene erfahren haben, also aus unseren Erfahrungen. Wenn die Menschen vergangener Jahrhunderte sich nur auf ihre Erfahrung gestützt hätten bei der Gestaltung der Zukunft, hätten wir heute weder eine Demokratie noch einen Begriff von Menschenwürde. Haben wir aber den Mut, uns von den alten Denkgewohnheiten und Glaubenssätzen zu befreien, so schaffen wir die Möglichkeit etwas zu kreieren, das nicht nur einem Update der Demokratie entspräche, sondern einem ganz neuen Betriebssystem auf einer komplett neuen Oberfläche unter Einbeziehung neuer Dimensionen. Es wird uns helfen dies zu bauen, wenn wir uns nicht fragen, ob wir das schaffen, sondern wie. Welche Methoden brauchen wir also, um Konsens zu erreichen? Wie kann ein Staatsgebilde aufgebaut sein, um die Bedürfnisse der Betroffenen zu erfassen? Viele solcher Fragen sind zu lösen. Wenn wir den Mut aufbringen, aufbauend auf die Philosophien der Aufklärung Menschlichkeit radikal weiter zu denken, werden wir die zukunftsweisenden Wege finden. Der erste Schritt ist auch hier vermutlich der schwerste. Die Bereitschaft zu entwickeln, sich auf einen offenen Prozess einzulassen, wäre vermutlich dieser erste.


 

 

Von Marina Leibfried


Ja, ein Schock! – aber kein überraschender. Jetzt heißt es nicht desillusioniert über diese Welt aussteigen, sondern „jetzt erst recht“, weitermachen mit unserem Einsatz für Demokratie und Menschenrechte und eine gerechte Klimawende und so vieles mehr. Mehr denn je in den letzten Jahrzehnten braucht es heute frischen Mut, Ausdauer und ein „Raus aus dem alten Denken“. Mit Beteiligung und Teilhabe, mit Zuhören und Zuwendung; mit klaren Grenzen nicht Menschen sondern menschenverachtenden Positionen gegenüber; und mit entschlossenem Anpacken und gemeinschaftlichem Handeln, da, wo es dringend nötig ist.


 

Unsere Demokratie hat ihre Kraft verloren - wir brauchen eine ganz neue Ära der Demokratie!


von Dr. Peter Behrendt


Seien wir mutig! Gestehen wir uns ein: Die Demokratie, wie wir sie aus den letzten Jahrzehnten kennen, ist schwach geworden. Sie hat ihre Gestaltungskraft verloren! Und seit dieser Woche müssen wir uns leider auch eingestehen: Die Demokratie, wie wir sie kennen, hat Ihre Überzeugungskraft für weite Teile unserer Gesellschaft verloren! Das gilt nicht nur für zwei der größten und stärksten Demokratien dieser Welt in USA und Deutschland, sondern auch für die meisten anderen (zum Teil ehemals) demokratischen Gesellschaften des Westens. Vielleicht müssen wir uns eingestehen: Die Ära der westlichen Demokratien, wie wir sie bisher kennen, könnte zu Ende gehen.


Vielleicht entscheidet sich die Zukunft nicht durch die Verteidigung unserer alten Demokratie!


Vielleicht entscheidet sich die Zukunft zwischen den neuen Autokratien wie sie in Russland, Ungarn, China enstanden sind und vielleicht sogar in USA entstehen könnten, und neuen Demokratien der Zukunft?


Die Ideen der amerikanischen Demokratie sind gut 250 Jahre alt. Die Grundideen der Menschenrechte ebenso. Die Grundpfeiler der deutschen Demokratie sind ebenso wie das Grundgesetz 75 Jahre alt. Sie wurden nicht gemacht für unser Zeitalter, das geprägt ist von Digitalisierung, Klimawandel und hoch-dynamischen globalen Herausforderungen.


Die Demokratie in Deutschland wirkt schwach...

...und ohne Gestaltungskraft für die großen Herausforderungen!


Drei der vier größten und mächtigsten Parteien der zu Ende gehenden Ära der Demokratie der letzten Jahrzehnte haben ihre besten Männer in die erste Reihe geschickt, um unser Land zu gestalten (oder die Männer, die sie dafür halten). Diese drei Männer haben es nicht einmal geschafft, vier Jahre lang gemeinsam demokratisch zu gestalten. Die demokratische Fähigkeit zu einer sachlich kontroversen Diskussion, die zu guten Lösungen für das große Ganze führt, war schon nach ein bis 1,5 Jahren immer mehr verloren gegangen. Nun haben sie es sich diese Woche selbst eingestanden und einander rausgeschmissen. Und bei der größten Oppositionspartei unserer vergangenen Demokratie und ihrem besten Mann, den sie uns für die Zukunft schicken möchte: Welche großen Visionen sehen wir dort für die Zukunft des Landes und unserer Demokratie? Ein Deutschland ohne substanzielle Migration, damit Deutsche endlich nicht mehr länger auf ihren Zahnarzttermin warten müssen, weil Nicht-Deutsche auch zum Zahnarzt wollen. Endlich wieder eine ungebremst wachsende Wirtschaft, die so wirtschaften kann wie vor 20 oder 30 Jahren - mit Verbrennungsmotor, Atomkraft und allem, was es dazu halt braucht. Das einzig überzeugende an dieser Vision ist, dass wir uns noch ein paar Jahre der Illusion hingeben dürfen, alles könnte so bleiben, wie es schon jetzt nicht mehr ist. Ein paar Hundert Tote in Spanien wegen dem Klimawandel? Im Vergleich zu den Problemen durch Migranten in Deutschland vernachlässigbar. Wo kämen wir hin, wenn das unsere Politik beeinflussen würde.


Seien wir mutig!


Gestehen wir uns ein, wir können unsere Demokratie, so wie sie heute ist, nicht mehr verteidigen! Die Ära der bisherigen Demokratien könnte zu Ende gehen. Gestehen wir uns ein:


Unsere Demokratie muss neu gedacht werden!


Wir brauchen neue Lösungen und überzeugende Visionen für die Herausforderungen der Zukunft:


  • Wie schaffen wir wieder Räume für demokratischen Dialog, der konstruktiv, fundiert verschiedene Perspektiven und Menschen einbezieht, und zu guten Lösungen für das große Ganze führt? Wie schützen wir uns vor dem destruktiven Dialog in der Gesellschaft und auch in unseren Regierungskoalitionen und Oppositionsparteien? Diesem destruktiven Dialog, der polarisiert, egoistische Eigeninteressen in den Vordergrund stellt und gerade dadurch die Demokratie aushölt? Nicht nur aber gerade auch in unseren Medien und insbesondere den sozialen Medien?

  • Wie kann eine fruchtbare Wirtschaft mit endlichen Ressourcen funktionieren? Wie können wir den Wandel gemeinsam gestalten?

  • Wie schaffen wir ein neues starkes demokratisches Europa, das handlungsfähig für globale Herausforderungen ist, und das Frieden, Gerechtigkeit, Freiheit und Wohlstand wirklich schützt und für die Menschen weiter entwickelt? Wie kann dieses Europa seine Bürger:innen so einbinden, dass die Demokratie für Alle erlebbar und überzeugend wird?

  • Wie können unsere Demokratien in diesen hoch-dynamischen Krisen den radikalen Wandel gestalten und schnell handlungsfähig werden - handlungsfähig im Sinne der Bürger:innen? Handlungsfähig für den radikalen Wandel, den unsere Gesellschaft durch Digitalisierung erleben und den wir für die Verhinderung eines extremen Klimawandels dringend brauchen? Wie können wir gemeinsam Veränderung demokratisch gestalten - nicht nur in Berlin, sondern vor Ort - denn der Wandel betrifft jeden einzelnen? Und er betrifft alle zentralen Lebensbereiche: Ernährung, Mobilität, Energie...

  • Welche neuen Grundrechte braucht es in der heutigen Zeit und für wen? Wie können wir Grundrechte von zukünftigen Generationen und überlebenswichtigen Naturressourcen in unseren demokratischen Verfassungen schützen?


Für all das brauchen wir ganz neue mutige Lösungen! Dafür müssen wir wagen anzuerkennen, dass die bisherigen Lösungen nicht ausreichen könnten und wir unsere Demokratie ganz neu denken müssen! Den Statusquo verteidigen, wird nicht mehr ausreichen.


Wir müssen unsere Demokratie nach Vorne verteidigen!


Die Visionen der Gegner der Demokratie sind zu stark, um ihnen nur mit den alten Lösungen entgegenzutreten! Sie sind sehr gut organisiert und haben ihre Kräfte gesammelt! National und international! Und sie haben die Schwachpunkte unserer Demokratien genau analysiert und erkannt und setzen Ihre Hebel mit aller Macht daran an. Wenn wir die Demokratie schützen wollen, dann müssen wir anerkennen:


Unsere Demokratie braucht ein Update!


AllWeDo e.V. sammelt in der Region Freiburg dafür Ideen, Menschen und Organisationen, die diesen Weg unterstützen möchten! Auch schon bis zur nächsten Bundestagswahl!



 

Von Albrecht Schwerer


Gefühle sind keine Privatsache


Gefühle sind keine Privatsache. Sie haben mehr mit der Gesellschaft zu tun als mit uns selbst. Medien, Politik und der Alltag triggern Angst, Ohnmacht, Frust, Wut und Aggression. Politische Entscheidungen benötigen Sachargumente.


Information und Bewertung trennen


Nachrichten und Berichte aller Medien beinhalten neben der sachlichen Information immer auch eine Bewertung. Deshalb versuchen sie beides zu trennen und bewerten sie selbst.


Meinungsvielfalt und Kompromisse leben


Seien Sie kritisch bzgl. des Wahrheitsanspruchs nur einer Seite. Wertvoll ist es immer auch die Positionen der anderen anzuhören. Dialog beinhaltet zuhören. In der Anerkennung der Argumente der anderen lassen sich Kompromisse als bessere Lösungen entwickeln. Der/die Andersdenkende ist kein Feind, solange er den demokratischen Rahmen bewahrt.


Rechtstaatlichkeit und Institutionen anerkennen


Unsere Gesetze stellen den Rahmen für staatliches und individuelles Handeln. Gruppierungen und Einzelpersonen, die diesen allgemeingültigen Rahmen aus eigenem Kalkül in Frage stellen oder überschreiten, eignen sich nicht dafür politische Verantwortung zu übernehmen.


Eigeninteresse und Gemeinwohl im Gleichgewicht halten


Das legitime Interesse einer Einzelperson oder einer Gruppe muss sich immer auch in Bezug auf das Interesse der Anderen bewähren. Dabei sind auch immer die Sprachlosen und Schwachen mitzudenken.


Aufrichtigkeit und Anstand beachten


Glaubwürdigkeit statt Lüge. Vertrauen statt Täuschung. Anerkennung der Person statt Anerkennung von Stärke und Durchsetzung. Personen die öffentliche Ämter ausüben sind immer gegenüber der  gesamten Bevölkerung verpflichtet. Wer respekt- und verantwortungslos gegenüber anderen handelt eignet sich nicht für eine öffentliche Funktion.

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